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oabuja

Der die Regeln kennt 

als anoGastbeitrag zu einem immer wichtigen Thema:

Vielen Dank an den Autor und alle Schiris dadraußen, ohne Euch geht es nicht.



Regeln aus einer anderen Sicht: Fast ein Viertel meiner Schiedsrichtertätigkeit war ich als Linienrichter unterwegs. Zu meiner Zeit war das Thema Icing noch ein Einfaches. Wurde der Puck vor der roten Mittellinie abgeschossen und es konnte kein Verteidiger mehr den Puck vor der Icinglinie erreichen, so wurde auf Icing entschieden. Doch halt, hat man verpennt, dass das befreiende Team gerade in Unterzahl agierte, schon fand man sich beschämend in der Mitte wieder um dort den nächsten Einwurf durchzuführen.

Im Vergleich dazu müssen die Linienrichter von heute eine Vielzahl von zu bewertenden Kriterien „abscannen“. Daher muss ich heute einmal eine Lanze für all meine Linienrichterkollegen brechen. Gleiches gilt für alle Kollegen die im Landesverband ihre Spiele im 2-Mann System leiten. Was hier nahezu fehlerfrei in der Schnelligkeit des Eishockeysports entschieden werden muss, ist immens!

Der Reihe nach: Die Voraussetzung, damit ein unerlaubter Weitschuss (Icing) überhaupt in Betracht gezogen wird, ist das beide Teams in gleicher Anzahl von Feldspielern auf dem Eis stehen. Hierbei werden jedoch nur gleich laufende Strafzeiten in Betracht gezogen, also nicht ob ein Team zum Beispiel den Torhüter durch einen weiteren Feldspieler ersetzt hat. Somit muss der Schiedsrichter immer auf dem Schirm haben, mit welcher Spielstärke die Teams auf dem Eis sein müssten. Weiter ist hier wichtig, dass der Zeitpunkt des Abspiels ausschlaggebend dafür ist, ob auf Icing entschieden wird oder nicht.

Agiert als Beispiel ein Team in Unterzahl und befreit sich mit einem unerlaubten Weitschuss und der Puck ist noch unterwegs als deren Strafe endet, so bleibt dies keine Icing Situation, da beim Zeitpunkt des Puckabspiels noch die Unterzahlsituaton bestand. Grundsätzlich: erkennt der hintere SR, dass der Puck vor der Roten Mittellinie abgeschossen wird, so hebt er den Arm um eine Icingsituation zu signalisieren. Ausschlaggebend ist, auf welcher Höhe der Puck den Schläger verlässt.

Jetzt kommen, durch über die Jahre eingeführte Regelanpassungen, einige weitere Kriterien hinzu, die im Laufe der Icingsituation zu beurteilen sind: Der vordere SR muss als erstes bewerten, ob ein verteidigender Spieler den Puck hätte spielen können. Hierbei entscheidet er, ob der Verteidiger durch eine Stockaktion an den Puck gelangen hätte können, oder ob der Puck vor der Icinglinie erreichbar gewesen wäre. Wird hier die Laufleistung durch den Verteidiger nicht ausreichend erbracht, so wird das Icing aufgehoben. Ebenso müssen die SR erkennen, ob ein Verteidiger den Angreifer, welcher den Icing-Puck annehmen könnte, durch eine Aktion mit dem Körper oder Stock daran gehindert wird. Geschieht dies, wird die Icingsituation ebenso aufgehoben. Der vordere SR muss nun den Torhüter mit im Blick haben, denn dieser darf seinen Torraum nicht verlassen, ansonsten wird das Icing aufgehoben. Befindet sich der Torhüter vor dem Icing-Schuss schon außerhalb seines Torraums, so muss er in diesen direkt zurückkehren, damit das Icing bestehen bleibt.

Um das Eishockey noch rasanter und schneller zu machen, wurde die Hybrid Icing Regel eingeführt. Nun genügt es nicht mehr allein, dass der Puck die Icinglinie erreichen muss. Jetzt findet um diesen „Icing-Puck“ auch noch ein Rennen statt, denn die angreifende Mannschaft erhält die Möglichkeit, dass Icing aufzuheben, wenn sie als erstes den Icing-Puck erreicht. Der vordere Schiedsrichter muss nun abwarten, ob auf Höhe der Hash-Marks (etwa Bully Punkt Höhe) sich zeigt, ob der Verteidiger oder Angreifer als erstes den Puck erreichen wird. Hierbei wird zum Vorteil des Verteidigers entschieden, falls dieses Rennen um den Puck nicht deutlich vom Angreifer gewonnen werden kann. Besonders „tricky“ werden diese Situationen, wenn der Puck über die Rundungen, hinter dem Tor entlang die Seite wechselt. Hier stellt sich dann blitzschnell eine völlig neue Spielsituation ein, auf welche die SR ebenso schnell die Hybrid Entscheidung neu treffen müssen.

In den ganzen Phasen, in der die SR ein Icing signalisieren, muss durch den hinteren SR auch noch überwacht werden, dass das Team welches das Icing verursacht, keinen Spieler wechselt. Dies ist ebenso durch eine Regelanpassung nicht mehr erlaubt und fordert das SR Gespann um einen weiteren Punkt. Entscheidet also der vordere SR das Icing aufzuheben, muss der hintere SR blitzschnell reagieren, in dem er den Arm senkt, ebenfalls „go“, „move“ oder „spielen“ ruft, den Wechsel zulässt und dann wieder seine richtige Position einnehmen.

Wir sind noch nicht fertig, denn jetzt kommen wir zu den kleinen Details: - Ein Icing-Puck, der entlang der Spielerbänke gespielt wird, wird von den SR frei gewunken, falls sich die nicht verfehlende Mannschaft gerade in einem Spielerwechsel befindet und deshalb ein- und auswechselnde Spieler unterlassen den Puck zu spielen. - Ein Icing-Puck, welcher durch den gegnerischen Torraum gelangt, war vor der Regelanpassung frei zu winken. Dies hat sich ebenso geändert und bedeutet eine Erleichterung für die SR, denn diese müssen diese zu meist knappe Entscheidung nicht mehr treffen. Trifft der Icing-Puck allerdings einen Tropfosten oder die Torquerstange und geht im Anschluss über die Icing-Linie, wird das Icing aufgehoben. - Es kann kein Icing direkt von einem Anspiel entstehen. Gelingt es also einem Bully-Spieler, beim Einwurf des Pucks, diesen direkt nach vorne zu schießen, so ist dies kein Icing-Puck. - Um auf Hybrid Icing entscheiden zu können, muss mindestens ein verteidigender Spieler zurück über seine eigene blaue Linie laufen, selbst wenn kein Angreifer ein Rennen um den Puck beginnt. Die SR warten also bei einem Icing-Puck immer ab, ob es zu einem Laufduell kommen wird. Sollte nun bei der Beurteilung einer Icing-Situation ein Fehler passiert sein, so dass die SR zum Beispiel eine Zwischenberührung übersehen haben, so wird das Anspiel in der Mitte durchgeführt. Die Zwischenberührung hebt nur dann ein Icing auf, wenn diese von einem Angreifer nach der roten Mittellinie oder irgendwo durch einen verteidigen Spieler erfolgte. Ansonsten wird das Anspiel immer auf der Seite durchgeführt, von welcher der Icing-Puck geschossen wurde.

Wie man sehen kann, es ist nicht ganz so einfach wie es auf den ersten Blick scheint. Dennoch ist die Fehlerquote sehr gering, wenn man bedenkt, wie viele solcher Icing Situationen in einem Spiel zu beurteilen sind. Habt Ihr noch Fragen? Stellt diese einfach über die Kommentare! Ansonsten teilt den Artikel gerne in Euren Gruppen und Fanseiten ;-)

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